Wissenswertes

...für Klugscheißer

Es heißt, dass zwei Bereiche auf unserem Planeten bisher am wenigsten erforscht wären:
Die tiefen der Ozeane und das menschliche Gehirn. Aber habt ihr gewusst, dass 2 Hände voll Humuserde mehr als 7 Milliarden Organismen enthält? Und 90% davon sind der Wissenschaft noch unbekannt. Sie sind zwar unter dem Mikroskop zu erkennen, aber ihre ultrakomplexe Vernetzung untereinander, die Leistungsfähigkeit dieses sensiblen Lebensraumes, können wir nur ansatzweise erahnen.

Dabei ist das Erdreich für alles Leben auf der Erde essentiell überlebenswichtig.
Lebendige Erdschichten filtern das Wasser und bauen Schadstoffe ab.
Abgestorbenes organisches Material wird durch Krabbeltierchen zerkleinert und verdaut.
Der mineralische Boden wird durchwühlt und mit den organischen Stoffen durchmischt.
Regenwürmer tragen die Nährstoffe in tiefere Bodenschichten. Ihre Ausscheidungen liefern Nahrung für Pilze und Mikroorganismen.
Diese wiederum liefern die wichtigen Mineralstoffe für neues Pflanzenwachstum.

Die Industrielle Landwirtschaft hat unsere Böden weitgehend zerstört. Schwere Erntemaschinen und Monokulturen haben den Erdboden zunehmend verdichtet und zu wertlosem „totem“ Substrat für Kunstdünger und Pestizide verkommen lassen.
Bei starker Trockenheit wird auf den „modernen“ Feldern nach der Ernte der wertvolle Oberboden leicht vom Wind davongetragen.
Der Gehalt an organischer Substanz – aller auf abgestorbene Pflanzen und Tiere zurückgehende Materie – nimmt weiter ab.
Der Boden kann kaum mehr Wasser aufnehmen. Starkregefälle führen zu örtlicher Überschwemmung und beschleunigen die Bodenerosion. Nach uns die Sintflut?

Durch Bioturbation, die Durchmischung des Mutterbodens durch Lebewesen, wird der humöse Oberboden weiter in die Tiefe gebracht.
Die Böden bekommen eine erhöhte Wasserkapazität und sind bei Dürre weniger gefährdet.
Eine intakte „lebendige“ Schicht Schwarzerde ist die beste CO2-Senke…
Nach uns der Humus!

Grundsätzlich unterscheidet man 2 Kompostier-Systeme:
Die anaerobe Zersetzung (Fäulnis) und die aerobe Kompostierung.

1. Der aerobe (unter Luftzufuhr) Kompostierungs-Vorgang ist derselbe, der in jedem Wald- oder Gartenboden auf natürliche Weise ganz von selbst stattfindet. Es ist eine Sauerstoff verbrauchende Verrottung, die weitgehend geruchsfrei abläuft.

2. Bei einer anaerobe Zersetzung (unter Luftabschluss) entsteht häufig ein Fäulnis-Prozzess. Dabei entstehen stark riechende Gase, die Latrinen („Plumpsklos“) in negativer Erinnerung halten. Bestenfalls können die Faulgase noch als Biogas genutzt werden.
Unter Zugabe von Effektiven Mikroorganismen, vor der aneroben Zersetzung, kann ein Fermentationsprozess gestartet werden, bei dem (Ähnlich wie bei milchsaurerem Gemüse & Sauerkraut) die Nährstoffe konserviert werden.

In Kombination mit natärlicher Pflanzenkohle können die Produkte beider Kompostiermethoden zu nährstoffhaltigem Dauerhumus (Terra Preta) veredelt werden.

Trenn-Trockentoiletten sorgen durch die Abtrennung des Urin und die regelmäßige Zugabe von trockenem Einstreu-Abdeckmaterial bereits für ideale aerobe Bedingungen, die durch ein optimales Zu- und Abluftsystem noch begünstigt werden.

Bei vielen Trockenklo-Systemen wird der Fäzes nach jedem „Stuhlgang“ mit sauberem organischem Material bedeckt, um unangenehme Gerüche zu verhindern, Feuchtigkeit aufzunehmen und die Kompostierung vorzubereiten. Klopapier und Sägespäne, oder auch anderes „Abdeckmaterial“ (wie z.B. welke Blätter, Strohhächsel oder geschreddertes Altpapier) sorgen für einen hohen Anteil an Kohlenstoff im Stickstoffreichen „Menschenmist“. Ebenso ist es bei größeren Kompostkammern (z.B. Biolan Maxi) empfehlenswert, Abfälle aus der Essens-zubereitung (Schalen von Obst und Gemüse, Salate, etc..) zuzugeben. Ist die Mischung im Komposter zu trocken, können auch regelmäßig aktivierte effektive Mikroorganismen hinzugegeben werden. Der aerobe Abbauprozess sorgt bereits im Kompostklo für eine Volumenreduzierung bis zu 90%.

Grundsätzlich muss beachtet werden, dass bei Menschen manchmal Krankheitserreger und Wurmeier vorhanden sind, die mit den Fäkalien ausgeschieden werden. Bevor der Kompost wieder als Dünger für Nutzpflanzen verwendet wird, muss er ausreichend hygienisiert werden. Dies geschieht durch natürliche, aerobe Kompostierung unter Luftzufuhr ganz von alleine. Milliarden kleinster Mikroorganismen und Kompostwürmer verarbeiten das Kompostmaterial zu ungefährlicher und wertvoller Humuserde.
Die Verweilzeit, die Temperatur der Verrottung, der Trocknungsgrad, der PH-Wert und die UV-Strahlung sind die wichtigsten Faktoren, die das Absterbe-Verhalten der Erreger von Magen-Darmkrankheiten bestimmen.

Fäkalien („Fäzes“) müssen, um ein hygienisch sicheres Produkt zu ergeben, vor der Verwendung relativ lange bei Umgebungstemperaturen gelagert werden. Die Lagerzeit kann verkürzt werden, wenn die Fäkalien zusammen mit anderem Kompostmaterial vermischt und unter idealen Bedingungen kompostiert werden. Idealerweise wird eine Heißrotte erzeugt, bei der die Temperatur im Kompost über längere Zeit erhöht wird. Die gewünschte Temperaturerhöhung erreicht man zum Beispiel durch aerob-thermophile Kompostierung zusammen mit anderen organischen Abfällen, wobei Temperaturen bis zu etwa 70°C erreicht werden. Eine gute Durchmischung der Materialien (Fäzes, organische Abfälle, Rasenschnitt, Einstreu, Klopapier) und das Umschichten nach einem Jahr begünstigen den Prozess. Nach einer Lagerung von zwei Jahren, die in den meisten Systemen üblich ist, kann der Kompost unbedenklich auch zur Düngung verwendet werden.

Nach der Entleerung der Kompostkammer (Bei Biolan-Maxi im Waldkindergarten-betrieb ca 1-2 mal pro Jahr) wird das Material an einem geschützten Kompostplatz für mindestens ein weiteres Jahr gelagert, um eine ausreichende Hygienisierung zu ermöglichen (Empfehlung der WHO)

Es lohnt sich, mit dem Inhalt der Trockentoilette gleich einen neuen Kompost zur Heißrotte aufzusetzen. Dazu wird der Inhalt der Trockentoilette mit frischem Kompost-Material aus Küche und Garten durchmischt und locker aufgesetzt. Zuvor wird der Boden mit einer dicken Schicht aus trockenem organischem Material ausgelegt. z.B. Stroh, Laub, Heu, „Unkräuter“, Rindenmulch, etc. oder eine Mischung davon.
Dieser „biologische Schwamm“ wird auf ca 50cm Höhe gut verdichtet. Er absorbiert Flüssigkeiten die aus dem Kompost durchsickern können. Nach 1 bis 4 Wochen beginnt der Komposthaufen erneut zu arbeiten, was durch eine Erwärmung des Kompost-zentrums angezeigt wird.

Die gewünschte Heißrotte führt bei sehr trockenem Klima eher zu einem Austrocknen der Kompostmasse. Die Mikroorganismen brauchen für ihre effektive Arbeit stets eine Feuchte Umgebung. Daher kann der Kompost auch Regenfälle gut aufnehmen und verdunsten. Bei lang anhaltenden Starkregen sollte der Kompost abgedeckt werden, damit er nicht zu stark auswäscht. Es empfiehlt sich auch, den abgelagerten Urin (bzw. das „Sickerwasser“) in regelmäßigen Abständen über den Komposthaufen zu gießen, damit dieser nicht zu trocken wird.

Bisher war die Verwertung menschlicher Ausscheidungen in Europa noch nicht einheitlich rechtlich geregelt.
Wärend die skandinavischen Länder Finnland, Schweden und Norwegen seit jahrzehnten positive Erfahrungen mit Trockentoiletten gesammelt haben, steckt die Entwicklung hierzulande noch relativ in den Kinderschuhen. Während es für Kleingartenanlagen, Waldkindergärten und Alpenhütten Sonderregelungen gibt, ist eine gewerbliche Kompostierung und Hygienisierung und die gewünschte Rückführung in den Nährstoffkreislauf momentan noch in der Pilot-Projekt-Phase. Im Jahr 2020 startete die Firma FINIZIO in Eberswalde das erste Pilotprojekt zur Aufbereitung und Ausbringung der Kompostmasse im Feldversuch.

Im Netzwerk für nachhaltige Sanitärsysteme „NetSan e.V“ treffen Menschen aus Wissenschaft und Forschung, von Start-Ups, kleinen und mittleren Unternehmen und auch interessierte Einzelpersonen aufeinander, vernetzen sich, tauschen sich über ihre Arbeitsbereiche aus und arbeiten zusammen an neuen Projekten für den nachhaltigen und klimaschonenden Umgang mit menschlichen Ausscheidungen.

Kack to the Roots!
Kack to the Future!

...für zukunftsfähige & enkeltaugliche Hinterlassenschaften 🙂

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